Zwischen Anerkennung und Ablehnung

Jiddische Musik- und Theaterrepertoires im Shanghaier Exil der 1930er und 1940er Jahre
Vortrag mit Dr. Sophie Fetthauer
Migration & Exil
Sonntag, 19. Oktober 202515:00-17:30
Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, Karolinenstraße 35, U Messehallen
mit halbstündiger Pause - Zutritt zum Gebäude über Video-Gegensprechanlage
Wir bitten um Anmeldung unter: birnbaum-blitspost@web.de

Wichtiger Hinweis: Der Zutritt zum Gebäude ist ausschließlich über eine Video-Gegensprechanlage möglich. Die Videoübertragung dient ausschließlich der Identifikation (keine Speicherung). Klingeln Sie bitte am Klingelschild „2.OG-Kursräume“. Sie erhalten dann Einlass und können sich wie gewohnt zum Vortragsraum begeben.

Über 18.000 Flüchtlinge jüdischer Herkunft flohen ab 1938 vor den antisemitischen Verfolgungen des NS-Regimes nach Shanghai. Bis zur Machtübernahme der Kommunisten 1949 war dieses Exil in politischer, kultureller und sozioökonomischer Hinsicht ein Ausnahmefall, da die Flüchtlinge dort mit japanischer Besatzung, Ghettoisierung, Mangelwirtschaft, Inflation, Kriegsfolgen, Bürgerkrieg und gesundheitlichen Risiken zu kämpfen hatten. Dennoch gelang es vielen der über 450 Musikerinnen und Musiker unter den Flüchtlingen, sich in das bereits bestehende westlich geprägte Musikleben der Stadt zu integrieren bzw. am Aufbau eines kulturellen Lebens der Flüchtlinge im Stadtteil Hongkew mitzuwirken. Das Musik- und Theaterleben in Hongkew orientierte sich vor allem an Vorbildern aus Deutschland und Österreich. Da die Gruppe der Flüchtlinge jedoch sehr heterogen war – nicht wenige hatten einen familiären Hintergrund in Osteuropa, und 1941 kam eine Gruppe von etwa 1.000 polnisch-jüdischen Flüchtlingen hinzu – wurden auch jiddische Theateraufführungen und Liederabende auf die Bühne gebracht.

Straßenszene in der Rue du Consulat, heute Jigling Lu, gelegen in der Französischen Konzession Shanghais, vermutlich um 1930 herum, Quelle: https://picryl.com/media/rue-de-consulate-shanghai-acdc3d

Der Vortrag geht auf diese Situation und insbesondere auf die Konflikte ein, die sich zwischen den einerseits westeuropäisch, andererseits osteuropäisch geprägten Flüchtlingen mit Blick auf die jiddische Sprache ergaben.

Dr. Sophie Fetthauer studierte Historische Musikwissenschaft an der Universität Hamburg, promovierte dort im Jahr 2002 und ist seit 2003 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg und der Hochschule für Musik und Theater Hamburg tätig. Sie forscht und publiziert zu Musik und Musikleben während der NS-Zeit und im Exil und widmet sich schwerpunktmäßig Einzelbiografien sowie Firmen- und Institutionsgeschichte. Weiterhin gehören Themen rund um Displaced Person Camps, Remigration und eben auch das Exil in Shanghai zu ihren Arbeits- und Interessensgebieten.

Diese Veranstaltung wird finanziell gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung der Freien und Hansestadt Hamburg.